ANKER gesetzt für eine einwandfreie Kommunikation
ANKER: Auftaktworkshop der Technischen Akademie Nord e.V. und des Fachkräfteservice Schleswig-Holstein
Digitalisierung, Corona-Lockdowns, Prüfungen, Berufsschule und zusätzlich „der ganz normale Berufsalltag“ – da den Überblick zu behalten, kann manchmal ganz schön schwierig sein. Das Azubi-Netzwerk Kiel-Eckernförde-Rendsburg „ANKER“ bietet Raum zum Austausch und unterstützt Auszubildende mit fachlichen Inputs und Workshops zu berufsübergreifenden Skills, wie beispielsweise Kommunikationsfähigkeit, Problemlösefähigkeit und interkultureller Kompetenz.
Der Auftaktworkshop
Mitte Oktober kam Leben in den Kreativraum der Technischen Akademie Nord: Elf Auszubildende besuchten uns im Rahmen des JOBSTARTER plus-Projektes „Ausbildung ahoi! – Segel setzen für Industrie 4.0“ für einen interaktiven Workshop zum Thema Kommunikation – dank strenger Hygienemaßnahmen endlich wieder in Präsenz.
Das Projekt „Ausbildung ahoi!“ wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. Einer seiner Schwerpunkte ist die Veränderung sozialer Kompetenzen, die die Digitalisierung der Ausbildung mit sich bringt. Hierbei ist ein zentrales Thema die Kommunikation. Was ist eigentlich Kommunikation? Wie entstehen Missverständnisse? Und was ist anders, wenn wir digital kommunizieren? Diesen und vielen weiteren Fragen haben sich die Azubis in dem 5-stündigen Workshop, der von Kim Dittmann durchgeführt wurde, gewidmet. Vor allem das Thema digitale Kommunikation zwischen den Generationen kam dabei immer wieder auf.
Kommunikation in der Pandemie
Covid-19 hat auch den beruflichen Alltag der meisten Menschen verändert. Während Arbeiten im Home Office vor der Corona-Krise nur ca. 4% der Beschäftigten betraf, stieg der Anteil im ersten Lockdown 2020 auf über 27% und ist auch im Januar 2021 noch mit 24% gemessen worden.1
Durch die digitale Zusammenarbeit hat sich auch die Kommunikation zwischen Mitarbeitenden verändert.
Digitale Kommunikation fällt vielen Menschen schwerer als der direkte Austausch und führt zuweilen zu Missverständnissen. Gerade für Auszubildende kann dies zu Schwierigkeiten in ihrem Arbeitsalltag führen, welche durch eine entsprechende Sensibilität für Kommunikationsthemen verhindert werden können.
Was in einer Äußerung alles steckt
Während eines Inputs zum Kommunikationsquadrat nach Schulz von Thun überlegten die Teilnehmenden, wie eine Aussage im beruflichen Kontext gemeint sein könnte und welche verschiedenen Aspekte jede Äußerung enthält. Dabei spielen neben der Sachebene nämlich auch die Apell-, Selbstoffenbarungs- und Beziehungsebene eine wichtige Rolle. Insbesondere bei digitaler Kommunikation – sei es schriftlich per Email oder über Messengerdienste oder persönlich in einer Videokonferenz – entstehen schnell Missverständnisse. Gestik und Mimik sind wichtige Faktoren, die im digitalen Raum entweder ganz fehlen oder nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. Gerade dann ist es besonders wichtig, die verschiedenen Deutungsebenen einer Aussage zu reflektieren und gegebenenfalls noch einmal nachzufragen, falls Unsicherheiten auftreten. Im Bild rechts sehen Sie die Kommunikationsebenen: Sach-, Appell-, Selbstoffenbarungs- und Beziehungsebene.
Kommunikation nur durch Sprache
Wie schwer es sein kann, ausschließlich mit Sprache zu kommunizieren, erlebten die Azubis anschließend in einer Kooperationsübung. Mit geschlossenen Augen mussten aus einem kreisförmigen Seil zunächst ein perfektes Quadrat und später sogar ein Stern gebildet werden. Erschwerend kam hinzu, dass einige besonders aktive Personen nicht mehr sprechen durften und so die ruhigeren die Führung übernehmen mussten.
Eine ungewohnte Rolle für einige: „Ich habe bei dieser Übung gelernt, dass Dinge auch gut klappen können, wenn ich nicht gleich die Führung übernehme“, schildert eine Teilnehmerin ihre Erkenntnisse in der Reflexionsphase. „Wenn alle immer nur reden, funktioniert es nicht. Es braucht auch Menschen, die zuhören“, fasst es ein anderer zusammen.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Im weiteren Verlauf wurde es kreativ: anhand selbst gewählter Herausforderungen aus ihrem Alltag beschäftigten sich die zukünftigen Fachkräfte mit möglichen Lösungen. Dabei kamen unterschiedliche Methoden zum Einsatz, die dabei helfen, verschiedene Blickwinkel einzunehmen und kreative Lösungsideen zu entwickeln. Es wurde wild geträumt, Plakate und Prototypen wurden gebastelt und die entstandenen Ideen einem Realitätscheck unterzogen.
Am Ende hatten die Teilnehmenden Strategien entwickelt, wie sie ihre eigene Kommunikation verbessern können und welche betrieblichen Veränderungen ihnen dabei helfen würden, vor allem im Rückblick auf die Einschränkungen der Corona-Pandemie und die Verlagerung der Kommunikation auf den digitalen Raum. Die Ideen reichten vom gemeinsamen Unternehmens-Kaffeeklatsch in Präsenz oder virtuell über Problembriefkästen bis hin zu technischen Lösungen, wie einer digitalen Übersetzungsmaske bei Sprachbarrieren. Diese wurden von den Kleingruppen dem Plenum präsentiert und gemeinsam diskutiert.
Das war der ANKER Workshop
Fünf Stunden sind wie im Flug vergangen und die 11 Teilnehmenden, die sich vor Beginn des Workshops noch nicht kannten, waren schnell zu einer Gruppe zusammengewachsen.
Spaß hat es gemacht; nicht nur den Auszubildenden, sondern auch allen, die beobachten konnten, wie großartig diese Gruppe zusammengearbeitet hat und welch bemerkenswerte Ergebnisse in so kurzer Zeit erarbeitet wurden.
Die Mischung aus einer „Wohnzimmer-Wohlfühlatmosphäre“, wie es ein Azubi beschreibt, und einem klar strukturierten Programm hat den Teilnehmenden am besten gefallen. Im Januar 2022 wird es ein Reflexionstreffen geben, bei dem die jungen Menschen Revue passieren lassen, ob und wie sie das Gelernte in ihren beruflichen Alltag integrieren konnten.
Längerfristig soll aus ANKER ein Netzwerk für Auszubildende entstehen, welches regelmäßig relevante und zielgruppenorientierte Themen behandelt.
Mit dem Programm JOBSTARTER plus fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bundesweit die Verbesserung regionaler Ausbildungsstrukturen. Die JOBSTARTER plus-Projekte unterstützen mit konkreten Dienstleistungen kleine und mittlere Unternehmen in allen Fragen der Berufsausbildung und tragen so zur Fachkräftesicherung bei. Durchgeführt wird das Programm vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).