Technischer Fachwirt
In einer technologisierten Arbeitswelt ermöglicht die Fortbildung (ugs. oft Weiterbildung) zum Fachwirt technische Fachkenntnisse mit betriebswirtschaftlichem Wissen zu verbinden. Der Abschluss als Technischer Fachwirt (DQR-Niveau 6, vergleichbar mit dem Bachelor) öffnet attraktive Karrierewege, insbesondere in Führungspositionen der Industrie.
Was macht ein Technischer Fachwirt?
Ein Technischer Fachwirt verfügt sowohl über technische als auch kaufmännische Fähigkeiten. Er ist dafür zuständig, Produktionsprozesse zu optimieren, Kosten zu kalkulieren und die Qualitätssicherung sicherzustellen. Die Weiterbildung zum Technischen Fachwirt richtet sich insbesondere an Fachkräfte aus dem technischen Bereich, die Führungsaufgaben übernehmen möchten. Die Aufgaben Technischer Fachwirte sind folgende:
- Planung und Steuerung technischer Abläufe.
- Optimierung von Produktionsprozessen.
- Koordination zwischen technischen und kaufmännischen Abteilungen.
- Einbindung in die Qualitätssicherung.
- Kostenmanagement und Kalkulation von Projekten.
In der Regel arbeiten Technische Fachwirte in Unternehmen der Industrie, im Maschinenbau oder in der Elektrobranche. Ihre Kompetenzen in beiden Bereichen – Technik und Wirtschaft – machen sie zu wertvollen Mitarbeitenden.
Der Arbeitsalltag findet hauptsächlich im Büro statt. Als Bindeglied zwischen Produktion und Geschäftsführung werden Abläufe geplant und Einkäufe getätigt. Dazu gehören Besprechungen und natürlich auch Sichtungen der praktischen Umsetzung - die Steigerung der Effizienz ist stets im Fokus der Arbeit.
Aufbau der Fortbildung zum Technischen Fachwirt
Die Fortbildung zum Technischen Fachwirt ist modular aufgebaut und besteht aus drei Bereichen, die wiederum in einzelne Fächer aufgeteilt sind:
Wirtschaftsbezogene Qualifikationen: Hierbei geht es um allgemeine wirtschaftliche Grundlagen, wie Rechnungswesen, Recht und Steuern sowie Unternehmensführung. Inhalte aufgeschlüsselt:
- Volks- und Betriebswirtschaft
- Rechnungswesen
- Recht und Steuern
- Unternehmensführung
Technische Qualifikationen: Dieser Bereich fokussiert sich auf technische Aspekte, etwa Produktionsprozesse und naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten:
- Naturwissenschaftliche und technische Qualifikationen
- Technische Kommunikation und Werkstofftechnologie
- Fertigungs- und Betriebstechnik
Handlungsspezifische Qualifikationen: In diesem Abschnitt wird der Fokus auf die Schnittstelle zwischen Technik und Wirtschaft gelegt. Themen wie Projektmanagement und Kostenmanagement stehen im Vordergrund. Teilbereiche sind hier:
- Absatz-, Materialwirtschaft und Logistik
- Produktionsplanung, -steuerung und -kontrolle
- Qualitäts- und Umweltmanagement sowie Arbeitsschutz
- Führungs- und Zusammenarbeit
Technischer Fachwirt Prüfung
Zum erfolgreichen Abschluss gehört das Ablegen verschiedener Prüfungen. Technischer Fachwirt wird nur, wer sowohl schriftliche als auch mündliche Prüfungen besteht. Bei der IHK Schleswig-Holstein und der Handelskammer Hamburg gibt es schriftliche Prüfungen zu allen Fächern der wirtschaftsbezogenen, technischen und handlungsspezifischen Qualifikationen.
Wer diese bestanden hat, darf anschließend den mündlichen Prüfungsteil zu handlungsspezifischen Qualifikationen in Form einer Situationsaufgabe ablegen. Dabei wird ein praxisnahes Szenario aus dem Berufsalltag präsentiert. Ziel ist es, die Fähigkeit zu beweisen, technische und kaufmännische Herausforderungen effektiv zu analysieren, um daraufhin fundierte Entscheidungen treffen zu können.
Genaue Infos zur Prüfung an Ihrem Standort finden Sie auf der Seite, der für Sie zuständigen Industrie- und Handelskammer.
Technischer Fachwirt Voraussetzungen
Zur Prüfung für die Prüfungsteile wirtschaftsbezogene Qualifikation und technische Qualifikationen zugelassen wird, wer eine der folgenden drei Anforderungsbeschreibungen erfüllt, entweder:
- eine abgeschlossene mindestens dreijährige Berufsausbildung in einem kaufmännischen, verwaltenden oder gewerblich-technischen Beruf oder
- eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem anderen anerkannten Beruf mit anschließender mindestens einjähriger Berufspraxis in einem kaufmännischen oder gewerblich-technischen Bereich oder
- eine mindestens vierjährige Berufspraxis in einem kaufmännischen oder gewerblich-technischen Bereich.
Für den Prüfungsteil Handlungsspezifische Qualifikation bestehen zusätzlich folgende Voraussetzungen:
- Das erfolgreiche Bestehen der beiden Vorangegangen Prüfungsteile, welches nicht länger als 5 Jahre zurückliegen darf.
- Zusätzlich zu den oben genannten Punkten 1 bis 3 ein weiteres Jahr Berufspraxis im kaufmännischen oder gewerblich-technischen Bereich.
Die erforderliche Berufspraxis kann auch auf andere Art nachgewiesen werden. Sie können Ihre Fähigkeiten über Arbeitszeugnisse oder andere Dokumente darlegen – dieser Prozess bedarf natürlich einer Überprüfung Ihrer Dokumente durch die zuständige Kammer.
Technischer Fachwirt Gehalt
Das Gehalt Technischer Fachwirte hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie Berufserfahrung, Branche und Standort. Es gestaltet sich schon attraktiv ab dem Einstiegsgehalt, Fachwirte verdienen schon zu Beginn im Schnitt zwischen 3.000 und 3.500 Euro brutto im Monat.
Mit zunehmender Erfahrung kann das monatliche Gehalt auf bis zu 5.000 Euro und teilweise sogar noch höher steigen. In einigen Fällen können Gehälter auch durch Tarifverträge geregelt sein.
Unterschied Betriebswirt / Fachwirt
Zuallererst ist klarzustellen, dass es bei diesem Vergleich um den Technischen Fachwirt (DQR 6) und den Staatlich geprüften Betriebswirt (DQR 6) geht, nicht zu verwechseln mit den Geprüften Technischen Betriebswirt (DQR 7). Letzterer kann erst nach der Fortbildung zum Technischen Fachwirt oder Staatlich geprüften Techniker erworben werden. Es gibt noch sogenannte „einfache“ Betriebswirte, die jedoch nicht auf Bachelor- (DQR 6) oder Masterniveau (DQR 7) stehen – diese wollen wir hier direkt einmal ausklammern.
Ob Betriebswirt oder Fachwirt die richtige Wahl für Sie ist, können Sie ggf. an der entsprechenden Ausrichtung ausmachen. Während der Staatlich geprüfte Betriebswirt stärker auf betriebswirtschaftliche Kenntnisse fokussiert ist, vermittelt der Fachwirt auch technisches Wissen. Der Technische Fachwirt ist daher ideal für Fachkräfte, die eine technische Ausbildung haben und sich in den wirtschaftlichen Bereich einarbeiten wollen.
Darauf ergibt sich auch im Einsatzgebiet ein signifikanter Unterschied. Betriebswirt und Fachwirt arbeiten an unterschiedlichen Aufgaben. Betriebswirte sind oft in rein kaufmännischen Positionen tätig, während Technische Fachwirte in technischen Betrieben eine Brückenfunktion zwischen Technik und Management einnehmen. Ein Betriebswirt wird oft mit strategischen Aufgaben und Unternehmensführung betraut, während der Fachwirt eher operative Aufgaben in Verbindung mit Technik übernimmt.
Welche Fachwirte gibt es?
Neben dem Technischen Fachwirt gibt es verschiedene andere Fachwirte. Jede dieser Fachrichtungen hat ihren eigenen Schwerpunkt, wir wollen folgend drei von ihnen kurz vorstellen.
Industriefachwirt: Die Fortbildung des Industriefachwirts ähnelt der des Technischen Fachwirts, jedoch besteht sie nur aus zwei Teilen: Wirtschaftsbezogene Qualifikationen und Handlungsspezifische Qualifikationen. Der Handlungsspezifische Teil ist hier auch eher auf generelle Führungs- und Managementaufgaben ausgelegt.
Fachwirt Elektrotechnik: Hierbei handelt es sich um eine Spezialisierung, die sich explizit auf die Elektrobranche konzentriert.
Wirtschaftsfachwirt: Die Qualifikation zum Wirtschaftsfachwirt ist branchenunabhängig gestaltet und umfasst Themen wie Management, Controlling, Logistik und Marketing. Wirtschaftsfachwirte arbeiten auch oft im Rechnungs- oder Personalwesen.
Bei der Frage “Welcher Fachwirt passt zu mir?” ist es natürlich von Vorteil, die verschiedenen Optionen zu vergleichen. Jedoch ist es heutzutage oft auch möglich beispielsweise eine Stelle als Industriefachwirt zu bekommen, die eigentlich für einen Technischen Fachwirt ausgeschrieben war und umgekehrt. Am Ende zählt das, was während des gesamten eigenen Werdegangs gelernt und verinnerlicht wurde und wie gut man sich auf neue Gegebenheiten einstellen kann.
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